Archiv der Kategorie ‘Nahsehen‘


Hauptsache es tut weh.

11.03.2007 14:43

Diese Reise hat es in sich (fahre immernoch Bahn).

Neben mir folgender Dialog zwischen einem 14 jährigen Mädchen und einem 42 Jahre alten Mann.

Mädchen: Das war der 2. Bockkampf, den ich mir angeschaut habe. Aber ich finds besser, wenn es so bis zur 6. Runde ausgeglichen ist und erst dann einer K.O. geht.
Er: Welches war denn der erste Kampf?
Sie: Der mit Axel Schulz.

blabla

Sie: Aber wenn Frauen boxen, finde ich das doof.
Er: Kennst Du die Tochter von Muhammad Ali?
Sie: Nee, wer ist den Muhammad Ali?
Er: Du kennst Muhammad Ali nicht?
Sie: Nicht so richtig, ist das Al Qaida?

Interessant ist, das es offensichtlich tatsächlich einen Muhammad Ali gibt, der sein Betätigungsfeld im Rahmen ihrer ersten Schätzung aufgeschlagen hat.

Die Frage, die mich beschäftigt ist folgende: Wenn sich jemand für Boxen interessier (sich einen Kampf ansieht), kommt man so jemand um Muhammad Ali herum?

Die zweite Frage, die sich geradezu aufdrängt: Wie kommt sie darauf, den Namen mit Al Qaida in Verbindung zu bringen? Ist ihr Interesse für diese Themengebiet doch größer als für das Thema Boxen? War es einfach nur ein Tipp, weil jemand, der so heißt und etwas auf sich hält auf alle Fälle dieser Vereinigung angehören muss? Lernt man sowas heute in der Schule?

Eine habe ich noch: Wieso schaut sich ein 14 jähriges Mädchen einen Boxkampf (live) an? Wieso findet sie es gut, wenn der Kampf länger dauert und erst kurz vor Schluss einer zu Boden geht? Ich kann ja verstehen, dass man verschiedenste Aspekte dieses Reliktes aus vergangenen Zeiten (manche nennen es sogar noch Sport) gerade als Kind nicht durchdringt. Aber das ein K.O. nicht Erschöpfung sondern ein Aussetzen der Kernfunktion des Menschen bedeutet, sollte man auch in diesem Alter gedanklich auf eine Reihe bekommen. Immerhin hat sie nicht gesagt, dass sie es lustig fand, als der eine auf die Bretter ging. Aber das war wohl nur Zufall.

Leider sind die beiden ausgestiegen, so dass diese Fragen vorerst ungeklärt bleiben müssen.

Wenn einem vom Fernsehen schlecht wird.

15.02.2007 20:57

Ich glaube, ich bin recht vorurteilsfrei. Zumindest versuche ich, mir ein umfassendes Bild zu machen, bevor ich ein Urteil fälle.

Nachdem die Ankündigung für "Post Mortem" mehrfach durch die Werbeblöcke gelaufen ist, habe ich versucht, mir das ganze heut anzusehen. "Versucht" ist genau das richtige Wort dafür.

Es wurde versucht, erfolgreichen Serien wie CSI nachzueifern. Dabei hat man wohl schon richtig erkannt, dass z.B. die Kameraführung von amerikanischen Serien große Unterschiede zu klassischen deutschen Serien aufweißt. Und man hat versucht, die Kameraführung entsprechend anzupassen. Das ist gescheitert.

Nicht nur dass es einfach nicht gut war, es wurde mir vom Hinsehen schlecht. Das ist mir das letzte mal im Kino bei Dancer in the Dark passiert. Es lag nicht am Film, sondern daran, dass die Kamera aus der Hand geführt wurde. Das wackeln ist wie eine Achterbahnfahrt und die vertrage ich nicht. Die Besonderheit bei "Post Mortem" liegt darin, dass mir nicht auf einer großen Leinwand (an der man nicht vorbei schauen kann) schlecht wurde, sondern das mit einem ganz normalen Fernseher funktionierte. Und das auch noch viel schneller als bei dem Film.

Schaut sich das niemand an? Gibt es da keine Abnahme? Abgesehen davon, dass mir echt übel wurde, wirkte die Kameraführung wie ein Anfall, wie wilde Zuckungen. Da hatte jemand wirklich keine Ahnung.

Über den Rest möchte ich mich garnicht auslassen.  Man erkennt halt einfach sofort, ob es eine deutsche Produktion ist. Die Story wird schlecht kopiert, die Umsetzung ist dünn, die Szenen wirken so steril wie ein deutsches Krankenhaus. Eigentlich erstaunlich, dass wir ab und zu dann doch wirklich gute Filme hinbekommen. Vielleicht gibt es einfach zu wenig Geld für so ne Serie. Billig bleibt billig.

 

 

Sie haben schlechte Karten, bitte rufen Sie an!

19.01.2007 23:11

Es ist selten, das ich mal auf Sendern hängen bleibe, die sich damit beschäftigen, sich die Leichgläubigkeit der Menschen in barer Münze auszahlen lassen.

Keine Ahnung, wie das gerade heißt, aber neben Olga, Natascha, Sabrina gibt es noch eine PC-Astro-Beratung, bei der alles irgendwie gut ausschaut. Standardantwort der Anrufer: "Aha, aha.".

Interessant an der Show: die doch sehr präzisen Angaben. "Ihr neuer Job dann im Mai und dann aber mit wenig Stunden anfangend", "Also ihr Mann, wird alles gut. Entschuldigung, das ich so direkt bin. Bitte nicht übel nehmen, aber das war ein rein sexuelles Problem."

Klick klick klick, die Geburtszeit, Geburtstag und Wohnort und schwupps ein so genauen Zukunftplan, wie sie es selbst nicht hätten besser planen können.

"Monika, ich brauche aber eine genaue Uhrzeit. Währen Sie mit 15:00 einverstanden? Sie bekommen Krebs und sind morgen tot. Ups bin verrutscht, ne ne, Sie werden im Sommer jemand kennenlernen."

Schön auch: "Wählen Sie sich schon immer WÄHREND der Beratung ein."

Oder: "Telefonnumer abschreiben und zur Seite legen, weil man nie weiß, wann man das brauchen kann,… nach dem aufstehen, am Abend…"

Toll auch die anderen Berater: Ich bin Olga/Sabrina/Lorelei …. , ich habe Engelskontakte/Jenseitskontage bin Hellseher/Medium und lege Mickeymousekarten oder sonstigen Unfug, sehe natürlich aus wie die Hexe von Hänsel und Gretel. Aber egel, hauptsache Sie rufen an. Ich ziehe mich nicht aus.

"Guten Abend, wie kann ich Sie abzo… ähm beraten."

Wie sagt die eine gerade: "Dann gehen Sie raus." Äääh….

Abschalten lohnt sich wieder!

10.01.2007 08:48

Die Programmvorschau kündigte gerade die „Die 10 bekanntesten Castingstars Show“ (oder irgendsowas) an. Gibt es denn nur noch die 10/100 irgendwas blabla? Sind wir irgendwann durch?

So langsam bekomme ich das Gefühl, dass ich das Fernsehen zukünftig nur noch auf folgendes Programm reduziert:

  • 0:00 – 6:00 – verschiedene, teilweise interessante Sendungen, die am besten bei HBO eingekauft werden. Vermutlich wundert man sich über die schlechte Einschaltquote und wundert sich, warum sowas wie „Six Feet Under“ Preise gewonnen hat

  • 6:00 – 18:00 – eine Mischung aus „Verliebt in Castrop-Rauxel“ und „Ich verklag Dich“. Dirty-Talk-Shows mit Themen wie „Wer mit wem, wann und warum?“ oder „ich bin so blöd und geh ins Fernsehen“.

  • 18:00 – 20:15 – Ein bisschen Simpsons, ein wenig in der Hülle einer Nachrichtensendung verpackte Desinformation, Panikmache und Zeitverschwendung. Dem Zuschauer erstmal so richtig eine reindrücken, dass er froh ist, wenn er es ins Hauptprogramm geschaft hat und sich von einem mittelmäßigen Angebot berieseln lassen kann.

  • 20:15 – 0:00 – der Tag ist fast geschafft. Erstmal ein paar Verbrecher jagen, klever sein, jeden und alles verdächtigen. Die Menschheit ist böse, jeder ist ein Killer. Nur ab und zu ein Lichtblick, der wirkt, als ob jemand bei der Programmauswahl aus versehen mal nicht in die Müllkiste gegriffen hat. Doch dann: Eine deutsche Serie mit eindeutig amerikanischem Vorbild. Man merkt es schnell. Die Themen kommen einem bekannt vor (hat jemand sich mal die deutsche Version von Monk angesehen?). Die Umsetzung glänzt durch merkwürdige Special Effekts. Alles wirkt wie eine Studioaufnahme. Kalt, ohne jede Atmosphäre.

    Zum Abschluss noch irgendeine Wiederholung von irgendwas, was evtl. sogar mal über dem Durchschnitt des Tages liegt oder etwas so schlechtes, dass es vermutlich sowohl im Kino (wenn überhaupt) als auch auf Video/DVD gefloppt ist. Klappe drauf, zunageln, Tag beerdigen, fertig.

Das Leben zieht ins Fernsehen ein. Es geht einem besser, wenn man sehen kann, wieviel schlechter es anderen geht. Wenn man dann noch in „Verloren in Berlin“ mitträumen darf, dann hat man eigentlich alles was man braucht. Es fehlt nur noch die Lebensmittelflatrate und ein bequemer Fernsehsessel. Rundumversorgung den ganzen Tag.

Zieh den Stecker raus… die Matrix ist überall. Und wenn Du dann aufwachst und feststellst:

Die Welt ist scheiße.

Dann sag ich nur:

Ne. Du stehts nur gerade in einem großen Haufen. Mach den ersten Schritt und nimm besser ein Buch.

Der Untergang ist nahe!

17.12.2006 19:29

Es ist Sonntag. Der Tag an sich ist bisher nicht schlecht gewesen. Morgens war das Wetter noch besser. Aber Regen am Nachmittag ist ja auch nicht soo schlimm. Nichts deutete darauf hin, dass sich an diesem Sonntag abend etwas ganz furchtbares zutragen wird.

Galileo spezial – Apokalypse – Wann kommt der Todesmeteorit?

Aha. Denke ich mir, das wird jetzt wieder eine Sendung über Meteoriten. Jaja. Die Gefahr bestehe immer, und die Auswirkungen sind auch unglaublich schrecklich. Doch dann..

„bla bla bla.. machten eine schreckliche Entdeckung. Am bla bla 2029 kollidiert die Erde mit einem Asteroid… bla bla..“

Ich war verwundert, sollte so ein wichtiges Ereigniss an mir vorbeigegangen sein? Lebensversicherung relativ unnütz? Rentenbeiträge bis 2029 gesichert? Schon das zweite mal wünschte ich mir google und wikipedia neben den Fernseher. Gut.. die paar Meter schaffe ich auch noch. Hmm.. hallo google .. sag mal was zu „galileo meteorit 2029“ .. und siehe da, es sprudelte nur so raus.

Da gab es dann Foren, wo dieses Thema mit ähnlicher Verwunderung diskutiert wurde. Noch schnell ein Link zu wikipedia und siehe da, der ausführlichere Text zu diesem Thema (zu diesem Zeitpunkt hat ein ganz schlauer den Artikel vandaliert, ein paar Sekunden später war aber wieder alles in Ordnung). Was lese ich da?

Durch die große Annäherung im Jahr 2029 ist die Bahnberechnung in der Folge mit größeren Fehlern behaftet, ein Einschlag auf der Erde im Jahr 2036 oder 2037 kann daher noch nicht mit Sicherheit ausgeschlossen werden. Man geht aber davon aus, dass die Restwahrscheinlichkeit für einen Impakt von derzeit etwa 0,002% durch weitere Beobachtungen des Asteroiden nach der Annäherung im Jahr 2029 beseitigt werden kann.

Hmm.. Annäherung. Restwahrscheinlichkeit. Das hört sich dann doch etwas anders an, als bei Galileo. Das war ja auch nicht anders zu erwarten. Aber das Highlight waren eigentlich die Begründungen und Sprüche, die da gefallen sind:

Irgendwann muss ja einmal geschehen, was Prophet Johannes vorrausgesagt hat.

Irgendwie schon bestechende Logik, oder?

Wenn die Erde einmal von einem Meteoriten getroffen wurde, dann passiert es auch noch einmal.

Ok. Das ist auf den ersten Blick möglicherweise richtig (die Aussage an sich aber recht dürftig). Auf den zweiten Blick besteht aber kein Zusammenhang durch die Häufigkeit an sich. Wenn jemand von einem Auto überfahren wird, bedeutet das nicht zwangsweise, dass es nocheinmal passiert. Außerdem gibt es auch Menschen, die niemals von einem Auto überfahren wurden.

Was haben wir also gelernt? Dass wir besser ein gutes Buch lesen. Da gibt es auch ohne Werbeunterbrechung eine Pinkelpause.


Empfehlungen: handy taschen | Good Job - Bad Job