Triple Pay – oder wie man für die eigene Überwachung zahlt

26.11.2007 17:06

Wäre es April, würde ich nochmal genau auf die Uhr schauen, um ganz sicher zu gehen, dass heute der 1. ist. Aber es ist nicht April und wenn es nicht so traurig wäre, wär es zum schreien komisch. So bleibt nur das Schreien, denn was anderes fällt einem dazu kaum noch ein.

Man mag mich als Schwarzseher bezeichnen (ich zahle meine Gebühren, ich meine das hier im ursprünglichen Sinne). Aber ich bin nicht allein. Und es hat sich dieses mal viel schneller bestätigt, was so ein Schwarzseher wie ich oder der Bundesdatenschützer kommen sah. Die Verbindungsdaten noch nicht mal gespeichert, sondern die Speicherung nur gesetzlich verordnet, erscheint auf einmal eine Gruppierung, die bisher wenig mit dem Thema Terrorismus (der Hauptgrund für die Vorratsdatenspeicherung, wie uns glaubhaft gemacht werden sollte) gemeinsam hatte. Die Gruppe der Rechtevertreter sind (wie man es bereits vermutet hat) auch an den Verbindungsdaten interessiert. Das war auch schon immer so. Was neu ist, ist der Umstand, dass auf einmal die Länder darauf drängen, diese Verbindungsdaten den Rechteinhabern zur Verfügung stellen zu wollen.

Was für eine große Geste. Denn die muss es sein, weil die Länder ja eigentlich nichts davon haben. Es könnte ihnen relativ egal sein.

Ist ja alles nicht so schlimm, oder?

Wie man es sieht. Ich fasse mal kurz zusammen: Die Vorratsdatenspeicherung ist für das Aufspüren von Terroristen gedacht. Damit das nicht mißbraucht wird, gibt es entsprechend hohe Hürden. Diese werden für die Rechtevertreter dann wieder abgebaut. Wenn die Rechtevertreter darauf so einfach Zugriff haben, dann muss das ja auch dem Staat gewährt werden. (Frage: ab wann ist man ein Rechtevertreter?).

Aber das beste daran ist: Schlägt der Provider die Kosten für die Datenspeicherung auf den Kunden um, zahlt der Kunde drauf. Lässt er sich das vom Staat zahlen, zahlen alle drauf. (Witzig: man hat dann ne DSL Rechnung, auch wenn man kein DSL bekommen kann.) Man macht es den Rechteinhabern dadurch viel einfacher, mit dem großen Netz nach Nutzern zu fischen, die man dann belangen kann. Das Netz ist viel engmaschiger geworden, es wird mehr Fische geben.

Nicht dass ich das illegale kopieren von Musik gutheißen mag, aber das ist nur ein Symptom, nicht die Ursache, eine Reaktion auf des merkwürdige Kundenverständnis der Rechteinhaber. Und wenn sich dann einer erwischen lässt, dann hat er die Ermittlung sozusagen auch noch selbst gezahlt.  Jeder hat gezahlt. Wir zahlen unterm Strich den Rechteinhabern die Ausweitung der Möglichkeiten zur Verfolgung ihrer Interessen und bekommen als Gegenwert NICHTS.

Wenn das nicht merkwürdig ist, wer das nicht bedenklich findet, dem ist vermutlich nicht mehr zu helfen.

Love it, change it or leave it.


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