Ich habe nichts zu verbergen, denn ich denke nicht mehr selbst.

29.11.2007 18:12

Die Vorratsdatenspeicherung ist schwer zu vermitteln. Gerade weil nicht jeder versteht, was da genau passiert. Mit zunehmenden Verständnis bekommt man auch ein immer besseres Bild von den Möglichkeiten und den damit verbundenen Risiken. Wenn Datenschützer mit solchen Worten warnen (Vorratsdaten für Rechteinhaber sind "unerträglich"), sollte man langsam hellhörig werden. Aber Verständnis für Datenschutz ist besonders ausgeprägt. Man ist der Meinung, dass es einen nicht angehe. Man habe ja wirklich nichts zu verbergen. Was soll die Aufregung? 

Wir fahren alle vorschriftsmäßig Auto, nie zu schnell, immer rücksichtsvoll. Wir prüfen die Quittung an der Kasse und geben das Geld zurück, falls man zuviel rausbekommen hat. Männer pinkeln immer im Sitzen und wir alle hinterlassen die WC's in der Bahn wie wir sie vorgefunden haben. Wir rauchen nicht in Nichtraucherzonen. Wir sitzen nicht auf Schwerbehindertenplätzen und parken nicht im Parkverbot. Wir fahren nie schwarz. Wir lösen immer einen Parkschein. Wir trennen Müll und lassen nichts einfach auf der Straße liegen. Kaugummies würden wir nie unten an einen Tisch kleben.

Alle Menschen lügen. Dr. House

Wenn man nichts zu verbergen hat, sollte man für alle seine Lügen und Verfehlungen zur Rechenschaft gezogen werden? Ist das vielleicht sogar der Durchbruch für MicroPayment (Sie haben heute zwei mal geflucht. Das man 2,3 Cent.)?

Um aus Fehlern lernen zu können, muss man sie auch machen dürfen. Aber wenn Fehler durch die zunehmende Offenlegung des eigenen Handelns zu immer stärkeren Repressionen führen, wird man keine Fehler mehr machen wollen. Dann kann man aber auch nicht lernen. Kreativität wird im Keim erstickt, denn um kreativ zu sein, muss man Grenzen überschreiten können. Wenn das eigene Handeln so eingezwängt ist, dann ist auch der Geist nicht mehr frei. Dann prüft man jeden eigenen Gedanken, ob er nicht falsch ist. Und im Zweifelnsfall eben nicht für den Angeklagten.

Wer sich da nicht an Orwells 1984 erinnert fühlt, sollte das Buch vielleicht nochmal lesen.


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