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Atlas der Schöpfung – und alle Terroristen sind Darwinisten

23.09.2008 09:13

Im Spiegel gibt es ein Interview mit Harun Yahya unter dem Titel "Alle Terroristen sind Darwinisten". Er ist laut Spiegel einer der "bekanntesten Kreationisten in der islamischen Welt". Spannend daran ist nicht, welcher Idee man anhängig ist, sondern wie Herr Yahya argumentiert.

Es geht los mit einer Behauptung, die als Einstieg schon mal sehr gut ist, weil man nicht nur ein wenig zweifelt, sondern schlicht unterstellt, dass man es mit einer vollständigen Lüge zu tun hat:

Im Unterschied zur Schöpfung hat der Darwinismus keinen Beweis für die Evolutionstheorie. Ihre Anhänger haben keinen fossilen Beweis gefunden, den man verwerten könnte.

Da wären jetzt doch mal die Sachargumente interessant, warum die IMHO bisher sehr nachvollziehbaren Beweise wertlos oder vollkommen fehlgedeutet wurden. Ich habe kürzlich in einem Magazin gelesen, dass man ein Fossil gefunden hat, dass den Übergang von Wasser- zu Landtier belegt.

Jetzt kommen wir nochmal zum Grund des Interviews:

Dennoch ist es ein wissenschaftlicher Fakt, dass die Evolutionslehre falsch ist. Jeder, der meinen "Atlas der Schöpfung" liest, kommt zu diesem Ergebnis. Der Darwinismus betrügt die Menschheit seit 150 Jahren.

Gemerkt? Ja, genau. Die Antwort lautet: Kauft mein Buch "Atlas der Schöpfung". Ich zitiere mal einen Kollegen "Nur weil man etwas immer wieder wiederholt, wird es noch lange nicht wahr.". Doch es geht noch besser. Wer Sachargumente erwartet hat, hätte schon bei der Überschrift aussteigen müssen.

Intelligent Design ist ja nicht gleich Kreationismus:

Ich finde dieses Konzept des Intelligent Design ziemlich unehrlich. Man sollte aufrecht an die Existenz Allahs glauben, man sollte für die Religion eintreten, für den Islam oder das Christentum. Das Konzept des Intelligent Design behauptet, die Dinge seien irgendwie erschaffen worden, aber nicht von wem. Man sollte klar sagen: Das war Allah.

Am besten gefällt mir dieses Aufflackern von Toleranz gegenüber anderen Religionen. Aber dann ganz klar (und an der Stelle natürlich logisch): Wer hat's erfunden? Allah.

Jetzt kommt aber das beste Argument. Erstaunlich ist nur, dass er nicht noch andere Grundübel unserer Zeit aufnimmt um sie einer Denkweise zuzuschreiben:

Der Darwinismus ist die Grundlage für Hitlers und Mussolinis Faschismus und Stalins Kommunismus. … dass alle Terroristen – auch diejenigen, die sich selbst als Muslime betrachten – in Wahrheit Darwinisten und Atheisten sind.

Huiii. Daher kommt das also. Da müssen wir mal unser Handeln gegen den Terrorismus überdenken. Ein Terrorakt als natürliche Auslese. Kommt einem irgendwie bekannt vor. Hmm, welches Tier hat das genauso gemacht?

Jetzt untermauern wir mal ein bischen, dass man hier nur aus besten Absichten heraus das Buch geschrieben hat und unters Volk bringen möchte:

Der Verlag erzielt großartige Gewinne, da ich keine Tantiemen verlange.

Was einen dann stutzig machen sollte, kommt ziemlich passend zum Schluss:

Ja, ich wurde in der Tat beschuldigt, Chef einer kriminellen Organisation zu sein. Man hat mich zu drei Jahren Haft verurteilt. Aber das muss erst noch vom Berufungsgericht bestätigt werden. Es existieren keine Beweise, die ich für akzeptabel halte. Mein Geständnis musste ich ohne Anwalt und unter Zwang ablegen. Niemand in der Türkei würde eine solche Strafe akzeptieren, wie ich sie bekommen habe.

Man kann ja glauben, woran man möchte. Aber ein Buchverkauf ist ein Buchverkauf. Und wenn man meint, dass das verbale "Draufhauen" den Verkauf ankurbelt, sollte man sich drauf gefasst machen, dass es mindestens durchschimmert. Wenn die Argumente zu extrem werden, kann das aber auch hinderlich sein. Ich wünsche Ihnen, HerrAdnan Oktar alias Harun Yahya, alles Gute und viel Erfolg. Ich habe schon öfter die Bücher von Däniken gelesen, weil sieh spannend geschrieben, manchmal etwas schrullig und sehr unterhaltsam waren. Ob sich so viele damit anfreunden können, dass sie jetzt nun ins Lager der Terroristen gewechselt sind, bezweifele ich. Aber die waren vermutlich auch nie Zielgruppe.

 


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